Hohe Zufriedenheitsraten mit Penisprothesen

17.09.2019

Für Männer mit Erektionsstörungen (ED), die Behandlungen mit PDE5-Hemmern, Vakuumpumpen oder Prostaglandin-Injektionen nicht oder nicht länger ansprechen, hat sich die Implantation einer Penisprothese als hochwirksame Therapie etabliert.

In einer aktuellen, im Fachmagazin Journal of Sexual Medicine erschienenen Studie untersuchten Forscher nun die Zufriedenheitsraten von Paaren bezüglich der Penisimplantate. Dabei befassten sie sich auch mit Komplikationen nach der OP und der mechanischen Zuverlässigkeit der Implantate.

Drei Typen von Penisimplantaten auf dem Markt

Derzeit sind drei Arten von Penisprothesen erhältlich. Alle werden nach der Entfernung der Schwellkörper – also dem Gewebe, dass sich bei einer gesunden Erektionsbildung mit Blut – chirurgisch implantiert. Aber jeder Typ hat seine Vor- und Nachteile, die der Patient berücksichtigen muss.

Semirigide Prothese

Verformbare, biegsame Implantate bestehen aus halbstarren Stäbe, die manuell „zurechtgebogen“ werden können, um eine Erektion zu erzeugen. Bei dieser Art der Penisprothese bleibt das Glied auch in der Ruhephase steif und auch immer gleich lang und dick. Bei Nichtgebrauch wird der Penis dann einfach nach unten gebogen.

Hydraulische Prothese – 3-teilig

Hydraulische Implantate verwenden eine Flüssigkeit, die in Zylinder im Penis gepumpt werden kann, um eine Erektion auszubilden.

Die meisten dieser aufblasbaren Implantate bestehen aus drei Teilen: den Zylindern im Penis, einen Flüssigkeitsbehälter der im Bauchraum untergebracht wird und einer im Hodensack „versteckten“ Pumpe.

Hydraulische Prothese – 2-teilig

Daneben gibt es noch zweiteilige hydraulische Systeme, für Männer die ein hohes Risiko bezüglich Komplikationen mit einem Objekt im Bauchraum haben. Hier ist die Flüssigkeit bereits in den Zylindern untergebracht ist, sodass auf ein Reservoir verzichtet werden kann.

Rigide Prothesen, also nicht biegsame und damit „immer erigierte“ Schwellkörperimplantate werden heute nicht mehr eingesetzt.

Das Studiendesign

Die retrospektive Studie umfasste 883 Männer (Durchschnittsalter 58 Jahre), die sich einer Implantation einer Prothese zur Behandlung von Erektiler Dysfunktion unterzogen hatten.

Der Großteil der befragten Männer, nämlich 508, hatte eine 3-teilige hydraulische Penisprothese, 26 Teilnehmer eine zweiteilige hydraulische Prothese und 349 Studienteilnehmer ein verformbares Implantat.

Die Zufriedenheit der Paare wurde in der Studie mit dem modifizierten Fragebogen Erektile Dysfunction Inventory of Treatment Satisfaction (EDITS) bewertet, wobei die Partnerinnen (Durchschnittsalter 43 Jahre) der betroffenen Männer auch einen weiteren Fragebogen ausfüllen mussten.

Die Krankenakten der Männer wurden ebenfalls überprüft. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 68 Monate.

Hohe Zufriedenheit mit Schwellkörperimplantaten

Die Studie kam zu dem Schluss, dass generell – unabhängig von der Art des Implantats –  eine sehr hohe Zufriedenheit unter den Patienten mit den Penisprothesen herrscht.
Die Zufriedenheitsraten für alle 3 Gruppen lagen bei mindestens 90%, wobei die Gruppen mit 2- und 3-teiligen hydraulischen Implantaten (96,1% bzw. 99,2%) im Vergleich zur semirigiden Prothesen (90,3%) deutlich höhere Zufriedenheits-Werte aufweisen.

Etwa 8% der Patienten mit semirigiden Implantaten waren jedoch so unzufrieden, dass Sie ihr Schwellkörperimplantat durch eine hydraulische Prothese ersetzen zu lassen. Im Gegensatz entschied sich nur ein Patient dafür, sein dreiteiliges Implantat durch eine formbare Version zu ersetzen.

Die Implantat-Marken scheinen die Zufriedenheitsraten nicht zu beeinflussen. Der einzige Punkt der die Zufriedenheitsraten merklich beeinflusst, ist das Risiko einer Komplikation.

Am wichtigsten ist, dass die Patienten über ihre Implantat-Optionen aufgeklärt werden und wissen, was sie von jeder Art von Implantat erwarten können. Wenn der behandelnde Arzt bei der Prothesenauswahl auf die Erwartungen und Anforderungen einzelner Patienten eingeht, steht einem zufriedenen Leben mit Penisprothese nichts entgegen.

Link zur Studie

Dr. med. Franklin Kuehhas

Über den Autor

Dr. med. Franklin Kuehhas Dr. Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr. Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation einer Penisprothese und auch die ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.