Ist eine erektile Dysfunktion ein normaler Teil des Alterns?

19.08.2022

Ist der Verlust der Potenz ein ganz normaler Teil des Altersprozesses? Nein. Zwar ist korrekt, dass das Risiko für eine erektile Dysfunktion (ED) mit zunehmendem Alter steigt, trotzdem haben auch viele ältere Männer immer noch ausreichend harte Erektionen und ein befriedigendes Sexualleben.

Erektionsprobleme mit 50+

Eine erektile Dysfunktion kann Männer jeden Alters betreffen. Ist die Ursache bei jüngeren Patienten nicht selten psychisch bedingt (Stress, Depression, Probleme in der Partnerschaft…) sind es bei Männern ab 50 Jahren in erster Linie körperliche Ursachen, die Erektionsstörungen auslösen.

Prozent der Männer mit Erektionsstörungen nach Alter
Je höher das Alter, desto höher die Wahrscheinlichkeit Potenzprobleme zu entwickeln. Mit 60+ haben bereits knapp ein Drittel aller Männer Erektionsprobleme.

Oft sind Potenzprobleme ein Hinweis auf andere Gesundheitsprobleme, wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Tabak- und Alkoholkonsum, Adipositas und Nebenwirkungen von Medikamenten sind weitere bekannte Ursachen.

Falls Sie Veränderungen an Ihrer Erektion bemerken, gehen Sie frühzeitig zum Andrologen oder Urologen!

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Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel

Bei den meisten Männern sinkt der Testosteronspiegel mit zunehmendem Alter allmählich. Manche nennen diese Situation „männliche Menopause“ oder Andropause, aber der Rückgang ist im Vergleich zu dem, was Frauen in den Wechseljahren erleben, eher subtil. Ab circa dem 30. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel bei Männern jährlich um etwa 1 %.

Für die Erektion ist Testosteron ein wichtiges Hormon, weshalb ein niedriger Testosteronspiegel eine Ursache für Erektile Dysfunktion sein kann. Ein niedriges Testosteronlevel wird auch mit einem verminderten Sexualtrieb, Schwäche, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen in Verbindung gebracht.

Männern, die unter einem zu niedrigen Testosteron Spiegel leiden, kann hier eine Testosteron-Ersatztherapie helfen.  Häufig wirken dann auch Medikamente gegen die erektile Dysfunktion (PDE-5-Hemmer) in Kombination mit einer Hormontherapie besser.

Bevor aber eine solche Testosteronbehandlung begonnen wird, ist jedenfalls durch einen Arzt abzuklären, ob wirklich ein zu niedriger Hormonlevel die Ursache für die Probleme ist.

Erektionsstörung als Warnsignal

Eine Erektionsstörung kann auch ein Warnsignal einer Gefäßerkrankung sein und damit ein möglicher Vorbote von Herzinfarkt oder Schlaganfall. Eine möglichst frühe Abklärung von Potenzproblemen kann somit sogar Leben retten. Und selbst wenn kein gesundheitliches Problem festgestellt wird, ist es gut, dieses auszuschließen zu können.

Viele Grunderkrankungen, die sich womöglich auch in einer Potenzstörung äußern, treten mit zunehmendem Alter verstärkt auf: Dazu gehören etwa Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Adipositas.

Die Behandlung der Grunderkrankung hilft dann nicht nur, dass sich die Erektion wieder verbessert, sondern ist natürlich auch der allgemeinen Gesundheit zuträglich.

Durch eine Änderung des Lebensstils, wie z. B. Sport treiben, Gewichtsabnahme oder Raucherentwöhnung kann dann auch die Erektionsfähigkeit wieder verbessert werden.

Training für eine bessere Erektion

Mit dem Alter erschlafft auch die Muskulatur des Beckenbodens. Dadurch leiden dann mitunter auch die Durchblutung und in Folge die Sauerstoffversorgung des Penis.

Durch gezieltes Beckenboden-Training kann man hier entgegenarbeiten. Denn eine kräftige Beckenbodenmuskulatur ist die beste Voraussetzung für eine starke und langanhaltende Erektion. Im Internet finden sich zahlreiche Übungen für Männer zur Stärkung des Beckenbodens.

Neben den positiven Auswirkungen auf die Erektion, hilft ein trainierter Beckenboden auch den Ejakulationsreflex besser zu kontrollieren und beugt altersbedingter Inkontinenz vor.

Viele Therapieansätze für erektile Dysfunktion

Heute kennt die moderne Medizin zahlreiche Behandlungsansätze für Männer, die unter einer erektilen Dysfunktion leiden. Von medikamentöser Behandlung mit PDE-5-Hemmern, über Stoßwellentherapie bei Erektionsstörungen bis hin zum „letzten Ausweg“, der Implantation eines Schwellkörperimplantats. Jedenfalls muss kein Mann mehr ab einem gewissen Alter auf Sexualität verzichten.

Falls Sie Veränderungen an Ihrer Erektion bemerken, gehen Sie frühzeitig zum Andrologen oder Urologen!

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Mit abnehmender Stärke der Erektion zurechtkommen

Es ist jedoch auch ganz normal, dass sich die Erektion eines Mannes mit zunehmendem Alter verändert. Es kann sein, dass er mehr Zeit und Stimulation braucht, um erregt zu werden. Die Erektion ist vielleicht auch nicht mehr so steif wie in jüngeren Jahren, oder sie hält nicht mehr so lange wie früher.

Altersbedingte Veränderungen in der Erektion können auch Neues bringen: Braucht „er“ mehr Zeit oder Stimulation können Paare das auch als Chance nutzen, um ihre Sexualität anders zu gestalten, sich mehr Zeit für Intimität zu nehmen  oder gemeinsam andere aufregende Praktiken zu entdecken.

Dr. med. Franklin Kuehhas

Über den Autor

Dr. med. Franklin Kuehhas Dr. Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr. Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation einer Penisprothese und auch die ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.