„Corona-Penis“ & Erektile Dysfunktion: Hat eine Covid-19 Infektion Auswirkungen auf den Penis?

23.02.2022

Auch nach 2 Jahren Corona-Pandemie sind längst nicht alle Symptome, Auswirkungen und Folgen einer COVID-19 Erkrankung erforscht. Auch darüber, wie das Virus Sexualität und Sexualorgane beeinflusst, ist noch vieles unklar. Auf der ganzen Welt aber forschen Wissenschaftler mit Hochdruck daran.

Corona Penis: Einzelfall oder Covid-Symptom

Im Januar 2022 schaffte es der „Corona Penis“ in die Medien: Ein 30-jähriger US-Amerikaner behauptet, dass sein Penis nach einer Corona-Infektion um vier Zentimeter geschrumpft sei. Außerdem leide er seit seiner Erkrankung unter einer erektilen Dysfunktion.

Kann eine Covid-19 Erkrankung tatsächlich zu einer Penisverkürzung und zu Potenzstörungen führen?

Erektile Dysfunktion mögliche Folge von Corona

Eine Forschergruppe rund um Prof. Ramasamy von der University of Miami Miller School of Medicine konnte in einer Pilotstudie zeigen, dass Männer, die zuvor keinerlei Potenzprobleme hatten, nach einer Covid-19-Infektion eine ziemlich schwere erektile Dysfunktion entwickelten.

Bei einer Untersuchung von Gewebe-Proben, waren auch lange nach einer durchgemachten Infektion noch Corona-Viren im Gewebe von Penis und Hoden nachweisbar.

Es ist bereits bekannt, dass das Corona-Virus für endotheliale Dysfunktion, also eine Funktionsstörung der Blutgefäße in Organen wie Lunge und Niere sorgen kann. Die Studie der Miller School of Medicine kommt nun zu dem Schluss, dass auch die Durchblutung des Penis durch das Corona Virus negativ beeinflusst wird und so tatsächlich zu einer erektilen Dysfunktion führen kann.

Kürzerer Penis nach Corona Infektion?

Doch was ist mit einem Verlust an Penislänge. Muss Man(n) Angst haben, dass eine Corona-Infektion auch zu einem kleineren Glied führt?

Zitiert wird in vielen Medien eine Studie des University College London (UCL) mit 3.400 Teilnehmern, davon 200 mit einer Long-Covid Erkrankung. Diese führt eine Penis-Verkürzung tatsächlich als seltenes Symptom von Long-Covid an. Ob das Glied aber tatsächlich geschrumpft ist, wurde dabei nicht untersucht. Denn denkbar ist, dass der Penis nur kleiner scheint.

Während der Pandemie hat sich so mancher deutlich weniger bewegt. Patienten, die unter Long-Covid leiden, sind zu körperlicher Betätigung womöglich gar nicht fähig. In Folge kann es zu einer Gewichtszunahme kommen. Zusätzliches Fett setzt sich bei Männern gerne als Bauch im Bereich des Schamhügels an.

Durch das Fettdepot wirkt der Penis dann optisch kürzer, obwohl die Penislänge sich faktisch nicht verändert hat. Einen solchen „vergrabenen“ Penis (englisch „buried penis“) kann man durch eine Gewichtsreduktion, unter Umständen auch mit Hilfe einer Schamhügelreduktion, also einer Fettabsaugung im Schambereich, wieder optisch verlängern.

Corona: Auswirkungen auf die Sexualität

Die internationale Gesellschaft für Sexualmedizin (ISSM) führt einige weitere Probleme und Symptome an, die mit einer Covid-19 Erkrankung in Zusammenhang stehen könnten.

Das Corona-Virus wurde auch im Hodengewebe von Corona-Patienten gefunden. In den Hoden werden nicht nur Samenzellen, sondern auch das Hormon Testosteron produziert, das für die sexuelle Funktion des Mannes wichtig ist.

Es ist möglich, dass COVID-19 daher auch zu einem niedrigen Testosteronspiegel, einer verminderten Spermienzahl und einer schlechteren Beweglichkeit der Spermien führt.  Eine COVID-19 Erkrankung könnte möglicherweise auch ein höheres Risiko für eine Hodenentzündung (Orchitis) mit sich bringen.

Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass bei männlichen Corona Patienten ein hormonelles Ungleichgewicht entstehen könnte. Insbesondere ein erhöhter Lutropin-Spiegel und ein niedrigerer Testosteronspiegel.

Das luteinisierende Hormon „Lutropin“ ist ein wichtiger Botenstoff bei der Steuerung zahlreicher Sexualfunktionen und trägt dazu bei, die Testosteronproduktion anzuregen. Zu hohe Lutropin-Werte können aber zu Problemen führen.

Eine Covid-19 Erkrankung kann den gesamten Organismus schwer belasten. Menschen, mit Long-Covid leiden noch Monate nach der Infektion unter Symptomen wie Müdigkeit und dauerhafter Erschöpfung.  Dies kann sich dann auch auf Sexualität und Libido auswirken.

Menschen, mit Long-Covid, sind zum Beispiel einfach zu müde für Sex oder werden während des Geschlechtsverkehrs kurzatmig.

Auch die psychischen Auswirkungen der Situation können Einfluss auf das Sexualleben haben:  Die Bewältigung der Pandemie kann großen Stress, Ängste und Depressionen verursachen. Diese Gefühle können wiederum den Sexualtrieb dämpfen oder zu Problemen in der Beziehung führen.

Was können Männer tun?

Versuchen Sie jedenfalls, weiter gesund zu bleiben. Den besten Schutz vor einer symptomatischen Erkrankung bietet die Impfung gegen das Corona-Virus.

Achten Sie außerdem auf eine gesunde Ernährung, treiben Sie Sport und schlafen Sie ausreichend.

Bleiben Sie weiter sexuell aktiv. Wenn Sie oder Ihre Partnerin beim Geschlechtsverkehr in Folge einer Corona Erkrankung unter Atemproblemen leiden, versuchen Sie Stellungen, die den Druck auf die Brust verringern. Wenn sich einer von Ihnen müde fühlt, machen Sie eine Pause. Sprechen Sie offen mit Ihrer Partnerin über etwaige Probleme und besprechen Sie Probleme jedenfalls mit Ihrem Arzt.

Dr. med. Franklin Kuehhas

Über den Autor

Dr. med. Franklin Kuehhas Dr. Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr. Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation einer Penisprothese und auch die ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.