Vorhautverengung bei Erwachsenen?

06.10.2022

Eine Vorhautverengung im Erwachsenenalter ist zwar selten, aber nicht auszuschließen und sollte dementsprechend nicht unterschätzt werden. Bei Betroffenen lässt sich die Vorhaut entweder nur mit Schmerzen oder gar nicht mehr zurückschieben.

Phimose: Was ist eine Vorhautverengung?

Die „Phimose“ ist der medizinische Begriff für eine Vorhautverengung. Bei unbeschnittenen Männern wird die Eichel („Glans“) von der Vorhaut („Präputium“) bedeckt, welche bei Bedarf einfach zurückgezogen werden kann. Sollte es jedoch nicht möglich sein, die Vorhaut zurückzuziehen, so spricht man von einer Vorhautverengung („Phimose“). Dies ist oftmals mit Beschwerden beim Urinieren oder Schmerzen während der Erektion verbunden.

Bei einer Vorhautverengung unterscheidet man zwischen einer unvollständigen und einer vollständigen Vorhautverengung. Im Falle einer unvollständigen Phimose, kann die Vorhaut nur beim erigierten Penis nicht zurückgeschoben werden. Bei einer vollständigen Vorhautverengung lässt sich die Vorhaut, selbst beim erschlafften Penis, nicht über die Eichel ziehen.

Betroffene sollten ihre Vorhaut auf keinen Fall gewaltsam zurückziehen, da dies die Vorhautverengung verschlimmern kann und so auch die Behandlung erschwert.

Falls Sie Ihre Vorhaut nicht schmerzfrei über ihre Eichel zurückziehen können oder während einer Erektion starke Schmerzen empfinden, besprechen Sie die Problematik mit einem Urologen.

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Wie entsteht eine Phimose, was für Arten gibt es und was sind die Symptome?

Man unterscheidet zwischen einer angeborenen, der primären Phimose und von der im Laufe des Lebens erworbenen, der sekundären Phimose.

 

Angeborene „primäre“ Phimose

Eine primäre Phimose besteht von Geburt an. Diese muss man noch von einer natürlichen Phimose, auch als Vorhautverklebung bekannt, unterscheiden. Die Vorhautverklebung und die damit einhergehende Symptomatik der Vorhautverengung, verwächst sich in den ersten Lebensjahren von allein. Bei der echten primären Phimose bleibt die Symptomatik der Vorhautverengung aber bestehen, sofern keine Behandlung erfolgt.

 

Erworbene, sekundäre Phimose

Von einer sekundären, erworbenen Phimose wird gesprochen, wenn die Symptomatik erst im Laufe des Lebens auftritt. Die Gründe für eine solche Phimose im Erwachsenenalter können unterschiedlich sein: Zu den gängigsten Ursachen zählen Verletzungen und Entzündungen im Bereich der Eichel und der Vorhaut.  Aber auch gestörter Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus) oder etwa die seltene Hauterkrankung „Lichen sclerosus“ können zu einer Vorhautverengung beim erwachsenen Mann führen.

 

Auftreten einer Phimose

Es wird geschätzt, dass ca. 96 von 100 männlichen Neugeborenen mit einer natürlichen Phimose auf die Welt kommen. Diese natürliche Verengung bildet sich aber bei der Mehrheit in den ersten Lebensjahren zurück. In der Pubertät haben nur noch sehr wenige Jungen mit einer Phimose zu tun. Im Alter von 16 Jahren hat nur noch einer von 100 eine Vorhautverengung. Auch bei Erwachsenen ist das Auftreten einer Vorhautverengung eher selten.

Es ist möglich, dass eine Phimose keine Beschwerden verursacht, in den meisten Fällen führt eine solche aber zu Komplikationen.

Probleme durch eine Vorhautverengung

Je nachdem, wie stark die Vorhautverengung ausgeprägt ist, variieren auch die Beschwerden und Symptome.

Typische Symptome sind das Auftreten von Entzündungen unter der Vorhaut, Juckreiz, Schwellungen und Rötungen, sowie Probleme und Schmerzen während des Urinierens. Bei einer starken Vorhautverengung kann es zu Urinstau kommen. Schlimmstenfalls bläht sich die Vorhaut („Ballonierung“) auf, was dringend behandelt werden muss.

Des Weiteren kann es durch eine Vorhautverengung zu starken Einschränkungen beim Geschlechtsverkehr kommen: Erektions- und Ejakulationsproblemen, sowie durch Schmerzen beim Sex.

Das gefährlichste Symptom ist die sogenannte Paraphimose (“spanischer Kragen“). Dabei lässt sich die zurückgezogene, zu enge Vorhaut nicht wieder über die Eichel zurückstreifen, schnürt dabei die Blutzirkulation ab und lässt in Folge die Eichel anschwellen.  Hierbei besteht eine absolute Notwendigkeit zu einer schnellen Behandlung, da es zu dauerhaften Schäden kommen kann.

Zudem kann man keine gründliche Reinigung mehr vornehmen. Dadurch kann es zu schwereren Entzündungen kommen, welche eine intensivere Behandlung benötigen.

Behandlungsmöglichkeiten bei einer Phimose

Die Behandlung einer Phimose hängt von mehreren Faktoren ab: Von der Art und Ausprägung der Phimose und davon, ob diese Beschwerden verursacht.

Leichtere Fälle von Phimose können mit einer kortison-haltigen Salbe behandelt werden. Die Salbe sorgt dafür, dass die Vorhaut weicher wird und das Zurückziehen der Vorhaut wieder erleichtert wird. In der Regel wird die Salbe etwa sechs Wochen lang, ein- bis zweimal täglich auf die betroffene Stelle aufgetragen. Wenn die Phimose durch eine Infektion verursacht wird, kann bei Bedarf ein Antibiotikum oder ein Anti-Pilz-Medikament verschrieben werden.

Vorhautdehnungsübungen können bei leichten Fällen ebenfalls helfen. Das Hin- und Herziehen der Vorhaut kann präventiv eingesetzt werden, um eine erneute Phimose zu verhindern. Ein entsprechender Arzt kann dem Patienten beibringen, diese Übungen durchzuführen.

Operative Therapie: Beschneidung

Bei schwerwiegenderen Fällen einer Vorhautverengung erfolgt in den meisten Fällen eine Beschneidung. Bei diesem kleinen chirurgischen Eingriff, der Zirkumzision, wird die Vorhaut ganz oder teilweise entfernt.

Bei der vollständigen Beschneidung, auch als totale Zirkumzision bekannt, wird die Vorhaut komplett entfernt, sodass die Eichel nach der Operation komplett freigelegt ist. Die Teilbeschneidung oder auch subtotale Zirkumzision, hat das Ziel nur einen Teil der Vorhaut zu entfernen, sodass man den Rest der Vorhaut dann problemlos hinter die Eichel zurückziehen kann.

Bei einer Erweiterungsplastik  („Präputiumplastik“ ) bleibt die Vorhaut nahezu vollständig erhalten und wird nur so weit durchtrennt oder gedehnt, dass man die Vorhaut wieder leicht nach vorne und nach hinten ziehen kann.

Falls sie ihre Vorhaut nicht schmerzfrei über ihre Eichel zurückziehen können oder während einer Erektion starke Schmerzen empfinden, besprechen Sie die Problematik mit einem Urologen.

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Dr. med. Franklin Kuehhas

Über den Autor

Dr. med. Franklin Kuehhas Dr. Kuehhas ist Facharzt für Urologie und Andrologie. Er durchlief seine Ausbildung und Spezialisierung an den Medizinischen Universitätskliniken in Heidelberg und Wien sowie am University College London. Dort erwarb er auch seine Spezialisierung im Bereich der rekonstruktiven Andrologie. Zu den Schwerpunkten von Dr. Kuehhas zählen die Behandlung der Induratio penis plastica, der angeborenen Penisverkrümmung, die Implantation einer Penisprothese und auch die ästhetische Genitalchirurgie beim Mann.